Ost oder West? Wer flirtet besser?

Ost oder West? Wer flirtet besser?

Muss Manni aus Mannheim mit seinem Mercedes protzen, während Ronny aus Rostock mit gefühlvollem Engtanz punktet? Oder sind das vielleicht ganz einfach längst überholte Klischees? Ein Blick auf die Flirt- und Datingkultur in Ost und West bringt die Antwort.

Aufklärung durch Experten

Während West-Kids sich in allem, was mit Fragen und Unsicherheiten rund um das Thema Sex zu tun hatte, an Dr. Sommer aus der Bravo wandten, hatten die Ost-Jugendlichen Sexualfachmann Siegfried Schnabl mit seinem Bestseller „Mann und Frau intim. Fragen des gesunden und gestörten Geschlechtslebens“ sowie zahlreiche andere Ratgeber in Zeitschriften, Magazinen, Radio und Fernsehen. Die Fragen waren allerdings häufig ganz ähnlich, wenn es um das Kennenlernen und Flirten ging. Im Westen war die Jugend zwar ein wenig freier, aber die Probleme beim Ansprechen eines Mädchens waren überall gleich. Die Jugend im Osten hatte weniger Freiraum, oft lebten junge Menschen noch bei den Eltern oder aber in Wohnheimen mit engen Mehrbettzimmern. Kein Wunder also, dass auch hier die Tanzlokale mit Plattenunterhaltern aus dem Boden schossen, wie die Diskotheken mit ihren DJ‘s im Westen übrigens auch. Singlebörsen-Vergleiche wie die von Datingxperten.de gab es damals jedenfalls noch nicht.

Junge und wilde Ehen

Viele DDR-Paare lernten sich dann auch beim Tanzen kennen, was viele Politiker damals ungern sahen, meinten sie doch, dabei stünde das Äußere zu sehr im Mittelpunkt. Als Gegenentwurf zum Feindbild Rock‘n‘Roll wurden züchtige Tänze wie der Lipsi erfunden, den allerdings niemand tanzen wollte. Es half alles nichts: Die jungen Ossis lernten sich weiterhin in den Tanzsälen kennen – und heirateten früh, während die Wessis immer häufiger in so genannter Wilder Ehe zusammen lebten und sich halt trennten, wenn die Beziehungskiste nicht mehr funktionierte. Die Aufklärer im Osten sahen sich vor dem Problem, dass viele jung geschlossene Ehen zerbrachen, weil die Paare sich nichts mehr zu sagen hatten. Sie waren den Bund der Liebe zu früh eingegangen. Die Scheidungsrate war entsprechend hoch.

Staatliche Singlebörse

Im Osten wurden Gegenmaßnahmen ergriffen. Es gab Single-Vereine, wie den „Solo Klub“ oder den „Klub der Unverheirateten“, deren Mitglieder sich zum Tanzen, zu sportlichen Aktivitäten oder Gesprächen über Literatur trafen. Durch den Austausch sollten soziale Kontakte geknüpft werden und tatsächlich soll diese staatliche Singlebörse auch bisweilen Paare zusammengebracht haben. Allerdings ging dies mancherorten auch zu weit: Im Osten waren viel mehr Frauen beruflich tätig und in volkseigenen Betrieben oder Organisationen wurde der Seitensprung mit dem Kollegen zu einem großen Thema. Im Westen war dagegen der Postbote die größte Bedrohung. Und das bis in die 1970er Jahre. Da hatten die Ost-Ladies durchaus mehr Auswahl. Überhaupt, die Frauen! Im Westen waren sie zerrissen, zwischen Hausmütterchen und Emanze gab es nicht viele Lebensentwürfe, die akzeptiert wurden. Da war der Osten fortschrittlicher. Frauen mussten einfach mit anpacken und standen voll im Berufsleben. Sie waren generell emanzipierter und auch in Sachen Sex deutlich selbstbewusster.

Und heute?

Ob Ossis und Wessis tatsächlich unterschiedlich flirten? Klar, denn alle flirten immer anders. Und wer macht es besser? Mandy aus Marzahn oder Henriette aus Hamburg? Kommt drauf an, wer mir wem und wenn es passt, dann ist es gut.

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